Anglizismen steigern den Sex-Appeal: Seamless ist hot, Schlankstütz nicht

Pippa Middleton hat ihn bestimmt unter ihrer weltberühmten Brautjungfern-Robe getragen, um ihren Po richtig in Szene zu setzen. J Lo hüllt ihren VIP-Hintern garantiert in nichts anderes und vom Roten Teppich ist er für drunter ohnehin nicht mehr wegzudenken: Der Seamless Slip. Seamless Unterwäsche bedeutet eigentlich ja nur, dass die Wäsche keine Nähte hat, die auftragen. Aber Seamless Unterwäsche kann viel mehr: Sie schmiegt sich an wie eine zweite Haut und kann zaubern. Denn sie presst kleine Pölsterchen in die richtigen Regionen. Nein, nennen wir es lieber: Sanft formen. Das klingt sexy. Überhaupt klingt das Wort Seamless unheimlich sexy und verführerisch. Viel appetitlicher zum Beispiel als Schlankstütz-Kollektion. Bei Schlankstütz-Kollektion denkt man – warum auch immer – doch eher an korpulente Hausfrauen mittleren Alters und an fleischfarbene, beige oder wahlweise auch mausgraue Liebestöter. Dabei gibt es die klassischen Schlüpfer, bei deren bloßem Anblick einen das pure Grausen packt, eigentlich kaum noch im Handel. Sie sind zum Glück Relikte aus vergangener Zeit und höchstens noch für Witze im Kino gut: Wie zum Beispiel in “Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück.” Schlankstütz-Kollektionen und Seamless Unterwäsche sind im Grunde genommen ein und dasselbe: Kleine Helfer, die unsere Figur formen und wohlwollend kaschieren, wo wir gesündigt haben. Sowohl die Seamless-Höschen und Hemdchen als auch deren Kollegen aus der Rubrik Schlankstütz sind aus hochwertigen Materialien wie Mikrofaser oder Baumwolle gefertigt. Trotzdem würde Pippa Middleton niemals auf einem Teleshopping-Kanal Werbung für Schlankstütz machen, auch J Lo würde ihren Po, auf dem man laut George Clooneys Aussage Teller abstellen kann, niemals dafür hergeben. Für Schlankstütz müssen die Mütter Beimer dieser Welt herhalten. Und überhaupt: Wer verführerisch ist, trägt niemals Schlüpfer, sondern generell Slips. Anglizismen steigern den Sex-Appeal. So einfach ist das mit der Werbung: Allein die Macht der Worte bestimmt, was hot ist oder eben nicht.